Jedermann in Wolkenstein

Kannst du das sehn und stehst wie Stein?
Wo bett ich heut die Kinder mein?

So lang einer im Glück ist
Der hat Freunde die Menge
Doch wenn ihm das Glück den Rücken kehrt
Dann verläuft sich das Gedränge

Ich (Werke) war ein Kelch der vor dir stand
Gefüllt vom Himmel bis an den Rand
Von Irdischem war darin kein Ding
Drum schien ich deinen Augen gering

(Textquelle: www.martinschlu.de)

Große Worte, großartig dargestellt in genialer Kulisse vor zahlreichem Publikum – so würde ich die gestrige Wolkensteiner Aufführung des Jedermann vom Ensemble des Eduard-von-Winterstein-Theaters Annaberg-Buchholz umschreiben.

Als wir ankamen, war der Hof ungewöhnlich gut gefüllt mit einem erwartungsvollen Publikum. Bereit für die Begegnung mit dem Tod mitten im Sommer und mitten in der Woche.

Selbst ein kräftiger Regenschauer während der Vorstellung konnte die Menge nicht zerstreuen – der Regen resignierte und zog ab.

Die Qualität der Darstellung ist mit der Quantität der Zuschauermenge belohnt worden.

Das Stück gibt jedermann zu denken. Diese Herausforderung konnte angenommen werden, weil die Schauspieler so meisterhaft das Gefühlsleben der Menschen nach außen kehren und darstellen können. So wird für jedermann sichtbar, was sich täglich so oder ähnlich im Verborgenen abspielt.

Der Zuschauer kann sich wiedererkennen und eigene Lebensprioritäten neu ordnen.
So kurz vor Schulbeginn in Sachsen ein Abend der Standortbestimmung, bevor der Alltag wieder die Sicht einengt.

Wolfram und Uta Liebing und viele andere Mitwirkende und Helfer sorgten für einen stimmigen Rahmen mit Herz.

Theater muss sein! Darin war man sich, glaube ich, gestern unausgesprochen einig.

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