Vor ziemlich langer Zeit bat mich meine Deutschlehrerin, zum Theater Annaberg Verbindung aufzunehmen. Mit der Klasse vom Fakultativunterricht in Deutsch wollten wir einmal eine Probe gemeinsam besuchen. Zusammen mit meinem Freund blieb ich dabei gewissermaßen im Theater hängen – junge Studenten waren da, die die Schneekönigin einstudierten, und wir beide kamen wieder und wieder als Zaungäste dazu. Die Schauspieler, die uns mittlerweile schon kannten, nahmen uns sogar mit zum Kaffee in ihre Kantine. Wir fieberten der ersten Aufführung entgegen – und waren so enttäuscht von der Atmosphäre im Saal. Viel zu kleine Kinder, in ganzen Gruppen als Zuschauer zwangsbeglückt, störten die Ruhe. Unser Team aber spielte gut, und wir hofften, dass ihnen dieser erste Auftritt unter schwierigen Bedingungen nicht den Mut nehmen würde, weiter zu machen.
Einem spontanen Entschluss folgend, besuchten wir heute nach viel zu langer Zeit wieder das Annaberger Theater. Wir liefen an gerade schließenden Geschäften vorbei – verkaufsoffener Sonntag – einer Premiere entgegen.
Don Camillo und Peppone – eine Komödie über das Leben.
Wir Menschen brauchen uns in Gemeinschaft und eine moralische Unterstützung als Rahmen, den man nicht erzwingen, einkaufen oder erkämpfen kann. Nicht die Kirche als Institution, aber das Mitgefühl in Person kam heute auf die Bühne.
Ab und zu muss jeder mal raus kommen aus seiner Nummer. Zu viele Kerzen werden einzeln angehimmelt, doch nur zusammen können sie die ganze Szene beleuchten – das war ein Wort zum Sonntag! Ich dachte an die Schneekönigin zurück – schien damals alles unbeschwert, mussten heute die Schauspieler mit uns erwachsen sein. Wir alle vermasselns regelmäßig. Stünden wir dazu, dann könnten wir wieder weiter spielen. Unterschiedliche Szenerien drückten das gekonnt aus. Und es war wieder laut im Saal – aber diesmal, weil das Publikum so lachte.
Eine sehr gelungene Premiere. Unglaublich sehenswert!